Regionalgruppe Neckaralb
Deutsche Olympische Gesellschaft (D.O.G.) e.V.
Unser neues Journal ´Olympia in der Region`,
Ausgabe 2021
Unser neues Journal ´Olympia in der Region`,
Ausgabe 2021
Der Begriff ´Zirkus-Sport` wurde von dem Tübinger Sport-Soziologen Prof.Dr. Helmut Digel in´s Leben gerufen. Er kennzeichnete damit den Profi-Sport heutiger Ausprägung. In ihm werden Profi-Sportler als Handelsware zwischen den Profi-Mannschaften hin- und her verkauft und so zu Beginn jeder Spiel-Saison, aber auch zwischen der Saison, die optimale Kombination der leistungsfähigsten Spieler auf dem Markt zusammenzustellen versucht. Besonders beliebt ist diese Strategie bei Fußball-, dann aber auch Basketball-, Handball-, Eishockey- und Tischtennis-Profimannschaften.
Dennoch hinkt der Vergleich mit einer Zirkus-Truppe, die zumeist Familien-unternehmen sind, und deren Direktor seine Jongleure und Dompteure selbst heranzieht. Die Wirkung zielt jedoch hier wie dort auf Sensationen wie reine Unterhaltung. Stars in der Manege.
Früher gab es noch eine Begrenzung von Spielern ausländischer Herkunft in einer Profi-Mannschaft und eine Frist, wie lange man vor Beginn und nicht sogar noch - wie heute - während einer Saison Spieler einkaufen oder gar ausleihen durfte. Der Nachwuchs von Sportlern aus den eigenen Reihen bleibt dabei weitgehend auf der Strecke. Viel Geld kauft den Erfolg ein. Und je mehr Erfolg, umso höhere Fernseh-Honorar- und Marketing-Einnahmen. Mehr Geld für noch größere Stadien und noch höhere Gehälter.
Immerhin investieren einige auf derartigem Weg reich gewordene Vereine in eigene Ausbildungs-Zentren. Es bleibt abzuwarten, bis daraus genug leistungsfähige Fußball-Spieler herangebildet werden, um keine mehr einzukaufen.
Die Spirale des Geldes dreht sich indes weiter nach oben. Niederlagen, die zum Sport und Spiel gehören, werden soweit irgend möglich mit finanzieller Optimierung eines Profi-Sportvereins vermieden. Ein schlechtes Beispiel für Amateur-Sportler, wie sich zumal in Zeiten des Lockdown durch Corona gezeigt hat.
Dem wäre wenig einzuwenden, wenn man solches Treiben unter Arbeit und Arbeitsmarkt einordnen würde, nicht jedoch unter ´Sport`, welches Wort seinen Ursprung (lat. desportare) in ´Zeitvertreib` hat.
Wer heute in ´Google` nach ´Zirkus-Sport` sucht, findet jedoch keinen Eintrag.
Scheinbar ist der Zirkus im Profi-Sport zur Normalität geworden. Selbst der Mitbegründer von FC.PlayFair e.V., Claus Vogt, hat sich zum Präsidenten (ehrenamtlicher Jahresgehalt 80.000 Euro + Firmenwagen)
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eines Profi-Fußballvereins, dem VfB Stuttgart, wählen lassen, dessen Kader zur Hälfte aus ausländischen Spielern und zu fast zwei Drittel aus von anderen Mannschaften eingekauften Spielern besteht.
Diese Strategie, Mannschafts-Sport zu betreiben, wird auch von der Deutschen Olympischen Gesellschaft (D.O.G.) - welche als erste einen Fairplay-Preis im Sport in Deutschland erfunden hat, und heute hauptsächlich mit dem Slogan ´Fair geht vor` wirbt - nicht als ´unfair` gedeutet.
Dabei geht es schlichtweg um Wettbewerbs-Verzerrung und reinen Kommerz.
Tatsächlich zeigt sich ja am Beispiel von Bayern München, wie mit viel Geld die besten Spieler oder gar Trainer konkurrierender Mannschaften der Bundesliga
weggekauft werden (zum Beispiel Torwart Manuel Neuer und Stürmer Robert Lewandowski von Borussia Dortmund, Trainer Julian Nagelsmann von RB Leipzig), aber auch ausländischer Mannschaften (Leroy Sané von Manchester City), und sich angesichts der Fülle von Leistungsträgern große Langeweile im Klassement einstellt, wenn der Verein die deutsche Meisterschaft neun Mal in Folge gewinnt, fast genau so oft dem DFB-Pokal.
Der Ruf nach einem in anderen Ländern und Profi-Ligen bereits erfolgreich praktizierten ´Salary-Cap` war besonders im vergangenen Jahr sehr laut – doch wie lässt sich eine Gehalts-Obergrenze für Spieler des FC Bayern durchsetzen ?
„Mit einem Blick auf die Bundesliga fällt auf, dass die Vereine komplett unterschiedliche Summen an Gehältern zahlen. Der FC Bayern überweist seinen Spielern beispielsweise derzeit rund 315 Millionen Euro im Jahr, Borussia Dortmund etwa 138 Millionen Euro. Der Tabellenletzte SC Paderborn hingegen nur gut acht Millionen Euro.
Bei dieser Ungleichheit erscheint es als sehr fraglich, ob und in welcher Höhe eine solche harte Grenze Sinn ergeben würde.
Eine andere Möglichkeit ist der ´Soft Cap`. Bei diesem Modell gibt es zwar auch eine Zahl als Gehaltsobergrenze, diese darf allerdings überschritten werden.
Dann wird eine so genannte Luxussteuer fällig, die von der Liga an die "ärmeren" Vereine ausgezahlt wird, die die geringsten Gehälter bezahlen.“ (Quelle: Sport 1 GmbH, Ismaning, 2020)
„´Brot und Spiele` als menschliche Leidenschaft“ werden professionelle Beobachter (wie z.B. Sportjournalisten) wohlwollend als Begründung einwenden. Und die Top-Mannschaften Europas wie z.B. der FC Barcelona, Real Madrid, Manchester City, FC Liverpool hätten es mit ihrer Einkaufs-Strategie ja gleich gemacht.
Dem Internationalen Olympischen Komitee (I.O.C.) mag man dies übrigens nur teilweise vorwerfen. Notfalls will es wegen Corona die Olympischen Sommerspiele 2021 auch ohne Zuschauer über die Bühne gehen lassen – wiewohl präsent auf allen medialen Kanälen.
Dennoch nehmen auch dort nach dem olympischen Motto ´Schneller, höher, weiter` die circensischen Künste in der Darbietung der sportlichen Disziplinen (wie z.B.
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beim Geräteturnen oder Freestyle-Skifahren) überhand. Sie werden mediengerecht in Szene gesetzt. Und schon längst orientieren sich die Wettkampfzeiten an den zahlungskräftigen TV-Anstalten, den Top-Sponsoren Olympias. Auch der Marktwert von Spitzen-Athleten wird dabei unbedacht gesteigert, wie wenn der höchstbezahlte Profi Neymar als U23-Kicker bei den Spielen 2016 noch in der brasilianischen Olympiamannschaft teilnehmen und den entscheidenden Elfmeter zum Olympiasieg verwandeln durfte.
Immerhin gilt, daß schon laut Definition ihres Begründers Pierre de Coubertin jeder Sportler nur für sich selbst an den Start geht, und erst zweitrangig für sein Herkunftsland. Deshalb hat das I.O.C. jetzt auch ein Team von Flüchtlingen zur Teilnahme aus allen Herren Ländern zugelassen.
Natürliche Grenzen des Sports
Denken wir uns mal eine Welt ohne Kaffee- und Proteinpulver, nicht rezeptpflichtige Schmerzmittel wie ´Amoxillin` oder ´Ibuprofen`, Tapes und kunstvoll gewobene Gelenks- und Stützbandagen für Muskeln.
Denken wir uns eine Sportwelt ohne Tartan- bzw. Recortan beschichtete Laufbahnen, mit verschiedenen Kunststoffen, vielfach gefederten Lauf- und Sprungschuhen, mit oder ohne Spikes, Sprungbretter, Schwingböden und Zellulosematten für´s Kunstturnen, Hochsprungstäbe aus Fiberglasmaterial. membrangeschützter Fechtkleidung, aus Nylon genähter widerstandsarmer Schwimm- und Sportkleidung, Schwimmbrillen für die Langdistanzen, usw. Schauen wir uns genau die Extremsportarten an, wie z.B. ((Ultra-)Marathon, Triathlon, Extremklettern oder auch Profifußball (mit seinen immer mehr Wettbewerben und damit weniger Rekreationspausen), dann fällt doch auch, daß dort ständig während des Wettbewerbs Nahrungsmittel gereicht werden müssen,
damit die Athleten weiter sportlich unterwegs sein können, und nicht wegen Durst oder Hunger vorzeitig aufgeben müssen.
Und natürlich sind in diesen Getränken Nahrungsergänzungsmittel mit in Brauseform verabreichten Magnesium, Calcium oder Eisenzusätzen, und in den Snacks wie Müsliriegel verdichtet proteinhaltige Substanzen und hochwertige Kohlenhydrate versteckt oder ´eingearbeitet`.
So gesehen würden wir zugeben müssen, daß ohne diese Hilfsmittel die Leistungsfähigkeit der allermeisten sportlich aktiven Menschen sich nach 125 Jahren olympischem ´Sport` bestimmt nicht so spektakulär wie bis heute verändert hätte.
Texte: Michael Hakenmüller, 72379 Hechingen, Mai 2021
Siehe weitere Beiträge zum Sportgeschehen in Deutschland
unter „www.olympisches-feuer.de“ und www.sport-nachgedacht.de
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Interview mit dem F.A.Z.-Sportredaktions-Leiter Arno Hecker:
Warum ist die F.A.Z. immer noch Mitglied der D.O.G. ?
„Diese Mitgliedschaft hat der F.A.Z.-Verlag vor Urzeiten eingegangen, trotzdem würde ich nicht empfehlen, aus der D.O.G. auszutreten. Für mich jedoch hat die D.O.G. völlig an Bedeutung verloren. Dabei schätze ich Menschen die sich angesichts der vielschichtigen Probleme des deutschen Sports selbst aus der Deckung wagen. Zum Beispiel Stellung nehmen zu Olympischen Spielen 2036 in Deutschland. Ich verstehe nicht, warum die Verantwortlichen des Olympischen Feuers uns Journalisten keine Ausgabe in Printform auf den Schreibtisch schicken.“
Wollen Sie selbst einmal eine olympische Goldmedaille oder hochwertige Andenken an Olympische Spiele kaufen oder ersteigern ? Hier eine interessante Internet-Seite dazu: www.ioneil.com, Ingrid O'Neil Auctions, Inc. Sports & Olympic Memorabilia PO Box 265 Corona Del Mar CA 92625 USA Telephone: (949) 715-9808 auction@ioneil.com
Bitte vormerken:
Hauptversammlung Regionalgruppe Neckaralb, mit Neuwahlen,
am 3.07.2021, 14.30 Uhr, Altes Rathaus Tübingen
Veranstaltung Volkshochschule Reutlingen:
Was ist eigentlich olympisch ?
Anläßlich der vermutlich kommenden Sommerspiele in Tokio im Juli und August 2021 stellt sich erneut die Frage:
Inwieweit sind die heutigen Olympischen Spiele noch jene, wie sie sich ihr Wiederbegründer Pierre de Coubertin vor 125 Jahren vorgestellt hat? Einst ein Begriff für Götterverehrung wird er mittlerweile fast alltäglich ganz verschieden gebraucht oder gar missbraucht.
Halbstündiger Impuls-Vortrag mit anschließender Diskussion.
Veranstalter in Kooperation mit der vhsrt: Deutsche Olympische Gesellschaft (D.O.G.) e.V. Regionalgruppe Neckaralb, 1.07.2021, 19.30 – 21.30 Uhr; Saal, E.G., Spendhausstraße 6, Reutlingen