Regionalgruppe Neckaralb
Deutsche Olympische Gesellschaft (D.O.G.) e.V.
Ein wichtiger Arbeitsplatz von Walter Tröger
Ein wichtiger Arbeitsplatz von Walter Tröger
Interview mit I.O.C.-Ehrenmitglied Walther Tröger
Er ist der älteste noch lebende Zeitzeuge des Internationalen Olympischen Komitees (I.O.C.) und hat im Jahr 2019 seinen
neunzigsten Geburtstag gefeiert.
Er hat alle Posten eines Sportfunktionärs in Sachen Olympische Spiele durchschritten – außer der Präsidentschaft selbst. Doch I.O.C.-Präsident Dr.Thomas Bach hört nach wie vor auf seinen väterlichen Rat. Walter Tröger war die rechte Hand von I.O.C.-Vizepräsident Willi Daume, dem beinahe schon legendären Organisator der XX.Olympischen Sommerspiele in München, der fröhlichsten Spiele aller Zeiten, welche vom tödlichen Terroranschlag auf israelische Sportler jäh überschattet wurden. Nicht nur seine Sammlung olympischer Dokumente, sondern sein Gedächtnis selbst ist ein riesiger Archiv der Sportgeschichte nach dem zweiten Weltkrieg. Heute lebt er mit seiner Ehefrau in Frankfurt/M., wo ´Olympia in der Region (O.R.)` ihn schriftlich und telephonisch kontaktiert hat.
O.R.: Glauben Sie, daß die Olympischen Spiele der Neuzeit Gefahr laufen,
dasselbe Schicksal zu ereilen, wie jene der Antike im Jahr 321 v. Christus ?
Tröger: So einen Vergleich gibt es nicht. Er ist ja auch auf alle anderen Gebieten der menschlichen Entwicklung kaum anwendbar.
O.R.: Wohin wäre das I.O.C. geschwenkt, wenn Willi Daume im Jahr 1980 zu dessen Präsidenten gewählt worden wäre ?
Tröger: Das ist schwer zu beantworten. Willi Daume hatte sich ja schon im IOC und NOK weitgehend zurückgezogen und nur noch einmal dem Kongress von Baden-Baden 1981 seine Vorstellungen angeboten. Für die Entwicklung des IOC bedurfte es wohl eines Samaranchs, um die Bwegung den Veränderungen anzupassen – mit allen Widersprüchen.
O.R.: Sind Sie der Meinung, daß es nicht nur zu viele, sondern auch manche unnötige Wettbewerbe (z.B. im Mixed- oder Teambereich) bei Olympischen Spielen gibt, welche den Wert des Gewinns einer olympischen Medaille zunehmend verringern ?
Tröger: Ich bin absolut Ihrer Meinung und habe mich auch immer dafür eingesetzt, dass die Olympischen Spiele nur eine ausgewählte Darstellung der Werte des Sports sein dürfen und nicht etwas zu einer Summe aller möglichen Weltmeisterschaften werden darf.
O.R.: Gleichermaßen: Stellt sich für Sie die Frage, ob durch Veranstaltung von Olympischen Jugendspielen, -festivals, -kontinentalspielen die Einzigartigkeit und Hochwertigkeit Olympischer Spiele alle vier Jahre zunehmend verwässert wird ?
Tröger: Die Olympischen Jugendspiele – ein Steckenpferd des vormaligen I.O.C.-Präsidenten Rogge - können durchaus eine Ergänzung der Olympische Spiele sein. Nur muss deutlich dargestellt werden, dass sie sehr unterschiedliche Ziele haben und vor allem - soweit das heute noch möglich ist - vom Kommerz ferngehalten werden.
O.R.: Sind diese Nebenspiele nicht auch Ausdruck einer Unsicherheit des I.O.C.,
ob es mit seinem ureigenen Markenprodukt Olympische Spiele noch bei der Weltbevölkerung, v.a. der Jugend der Welt attraktiv genug ankommt ?
Tröger: Das I.O.C. ist Summe ihrer Mitglieder, der Verbände. Der Druck der Wirtschaft auf diesen weltweiten Verbund von internationalen Sportverbänden ist groß, weshalb es zu diesen weiteren Ausformungen von olympischen Sport-Events gekommen ist, um für sich finanzielle Einnahmen zu generieren. Wir erleben z.Z. Allgemein einen beispiellosen Niedergang des Sports.
O.R.: Inwieweit sehen Sie in Olympischen Spielen der Neuzeit noch ein Fest mit religiösem Ursprung wie bei ihren Vorgängern in der Antike ?
Tröger: Der Vergleich bietet sich nicht. Die Geschichte hat ja eine Fülle von sportlichen Veranstaltungen mit religiösem Hintergrund auch auch Coubertin hat die Sportveranstaltung wieder aufleben lassen wollen und nicht den religiösen Ursprung.
O.R.: Was bedeutet für Sie angesichts der Tatsache, daß es keine Altersbeschränkung für die Teilnahme an Olympischen Spielen gibt, und seit 1980 auch Profi-Sportler daran teilnehmen können, heutzutage noch ´die Jugend der Welt`, an welche der I.O.C.-Präsident bei einer Schlußfeier von Olympischen Spielen appelliert, „in vier Jahren wieder mit uns zusammen die nächsten Olympischen Spiele zu feiern“ ?
Tröger: Warum sollte es eine Altersbeschränkung geben? Voraussetzung für die Teilnahme an den Olympische Spielen ist die Qualifikation nach anerkannten Regeln und der Begriff Jugend der Welt, wie er bei der Gründung der Olympischen Spiele geschaffen worden, hat sich ja auch nicht auf ein Alterslimit bezogen.
O.R.: Wann hat nach Ihrer Ansicht die Olympische Bewegung der Neuzeit ihre politische Unschuld verloren ?
Tröger: Die Organisation des Sports und vor allem eine Veranstaltung mit einem öffentlichen globalen Wirkungsgrad, wie sich entwickelt hat, ist politisch im Sinne des Wortes. Die Abgrenzung zu anderen Bereichen der Politik bedarf der Definition in jedem Falle.
O.R.: Wie denken Sie über den Umstand, daß seit 1932 einer der Haupt-Sponsoren des I.O.C. ´Coca-Cola` ist, eine Firma, welche koffeinhaltige Limonade herstellt, die aufputscht und kurzzeitig Leistung fördern kann, ja will, angesichts der immer notwendigeren Bemühungen des I.O.C., weltweit gegen Doping vorgehen zu müssen.
Tröger: Es gibt keine Untersuchung und keine Definition, die Coca-Cola als Doping bezeichnet. Deshalb kann die Frage so nicht beantwortet werden.
O.R.: Ist Ihnen bekannt, daß und ob es seit den Olympischen Sommer-spielen in München 1972 ein ähnlich systematisches Informations- und Erziehungs-Programm für die Bevölkerung des betreffenden Landes im Vorfeld von Olympischen Spielen bis heute gegeben hat?
Tröger: Das lässt sich nicht umfassend und gemeinsam beantworten. Da ich selbst wiederholt der Evaluierungskommission und der Koordinations-kommission für verschiedene Olympische Spiele, Winter und Sommer, angehört habe, kann ich aber sagen, dass die Vorbereitungen in dem von uns besuchten und besprochenen Land zwar unterschiedlich waren, was natürlich auch mit der Infrastruktur zu tun hat. Aber in den meisten Ländern gab es die Vorbereitung unter der Bevölkerung soweit sie empfangsbereit waren, durchaus in dem Rahmen wie wir ihn auch vor München in Deutschland geschaffen haben.
O.R.: Welche Bedeutung hat für Sie heute noch die Deutsche Olympische Gesellschaft (D.O.G.), bzw. welchen Wert messen Sie ihr zu ?
Tröger: Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat ihre Bedeutung für die Verbreitung der Werte des Sports, vor allem im Zusammenhang mit Olympischen Spielen, nicht verloren. Sie darf aber nicht zur politischen Sportorganisation werden, wie das in letzter Zeit verschiedentlich versucht worden ist. Die D.O.G. lebt nicht von der Spitze, sondern sie muß die Arbeit an der Basis und vor allem in den Zweigstellen und regionalen Gliederungen weiterführen und verstärken. Daß die Zeitschrift ´Olympisches Feuer` nicht mehr erscheint, ist eine Katastrophe für den gesamten deutschen Sport.
Interviewer: Michael Hakenmüller; M.A.
(VDS)
Herbst 2019
in Zeitschrift ´Olympia in der Region`
der
Regionalgruppe Neckaralb
Deutsche Olympische Gesellschaft (D.O.G.), e.V.
Interview mit I.O.C.-Ehrenmitglied Walther Tröger
Er ist der älteste noch lebende Zeitzeuge des Internationalen Olympischen Komitees (I.O.C.) und hat im Jahr 2019 seinen
neunzigsten Geburtstag gefeiert.
Er hat alle Posten eines Sportfunktionärs in Sachen Olympische Spiele durchschritten – außer der Präsidentschaft selbst. Doch I.O.C.-Präsident Dr.Thomas Bach hört nach wie vor auf seinen väterlichen Rat. Walter Tröger war die rechte Hand von I.O.C.-Vizepräsident Willi Daume, dem beinahe schon legendären Organisator der XX.Olympischen Sommerspiele in München, der fröhlichsten Spiele aller Zeiten, welche vom tödlichen Terroranschlag auf israelische Sportler jäh überschattet wurden. Nicht nur seine Sammlung olympischer Dokumente, sondern sein Gedächtnis selbst ist ein riesiger Archiv der Sportgeschichte nach dem zweiten Weltkrieg. Heute lebt er mit seiner Ehefrau in Frankfurt/M., wo ´Olympia in der Region (O.R.)` ihn schriftlich und telephonisch kontaktiert hat.
O.R.: Glauben Sie, daß die Olympischen Spiele der Neuzeit Gefahr laufen,
dasselbe Schicksal zu ereilen, wie jene der Antike im Jahr 321 v. Christus ?
Tröger: So einen Vergleich gibt es nicht. Er ist ja auch auf alle anderen Gebieten der menschlichen Entwicklung kaum anwendbar.
O.R.: Wohin wäre das I.O.C. geschwenkt, wenn Willi Daume im Jahr 1980 zu dessen Präsidenten gewählt worden wäre ?
Tröger: Das ist schwer zu beantworten. Willi Daume hatte sich ja schon im IOC und NOK weitgehend zurückgezogen und nur noch einmal dem Kongress von Baden-Baden 1981 seine Vorstellungen angeboten. Für die Entwicklung des IOC bedurfte es wohl eines Samaranchs, um die Bwegung den Veränderungen anzupassen – mit allen Widersprüchen.
O.R.: Sind Sie der Meinung, daß es nicht nur zu viele, sondern auch manche unnötige Wettbewerbe (z.B. im Mixed- oder Teambereich) bei Olympischen Spielen gibt, welche den Wert des Gewinns einer olympischen Medaille zunehmend verringern ?
Tröger: Ich bin absolut Ihrer Meinung und habe mich auch immer dafür eingesetzt, dass die Olympischen Spiele nur eine ausgewählte Darstellung der Werte des Sports sein dürfen und nicht etwas zu einer Summe aller möglichen Weltmeisterschaften werden darf.
O.R.: Gleichermaßen: Stellt sich für Sie die Frage, ob durch Veranstaltung von Olympischen Jugendspielen, -festivals, -kontinentalspielen die Einzigartigkeit und Hochwertigkeit Olympischer Spiele alle vier Jahre zunehmend verwässert wird ?
Tröger: Die Olympischen Jugendspiele – ein Steckenpferd des vormaligen I.O.C.-Präsidenten Rogge - können durchaus eine Ergänzung der Olympische Spiele sein. Nur muss deutlich dargestellt werden, dass sie sehr unterschiedliche Ziele haben und vor allem - soweit das heute noch möglich ist - vom Kommerz ferngehalten werden.
O.R.: Sind diese Nebenspiele nicht auch Ausdruck einer Unsicherheit des I.O.C.,
ob es mit seinem ureigenen Markenprodukt Olympische Spiele noch bei der Weltbevölkerung, v.a. der Jugend der Welt attraktiv genug ankommt ?
Tröger: Das I.O.C. ist Summe ihrer Mitglieder, der Verbände. Der Druck der Wirtschaft auf diesen weltweiten Verbund von internationalen Sportverbänden ist groß, weshalb es zu diesen weiteren Ausformungen von olympischen Sport-Events gekommen ist, um für sich finanzielle Einnahmen zu generieren. Wir erleben z.Z. Allgemein einen beispiellosen Niedergang des Sports.
O.R.: Inwieweit sehen Sie in Olympischen Spielen der Neuzeit noch ein Fest mit religiösem Ursprung wie bei ihren Vorgängern in der Antike ?
Tröger: Der Vergleich bietet sich nicht. Die Geschichte hat ja eine Fülle von sportlichen Veranstaltungen mit religiösem Hintergrund auch auch Coubertin hat die Sportveranstaltung wieder aufleben lassen wollen und nicht den religiösen Ursprung.
O.R.: Was bedeutet für Sie angesichts der Tatsache, daß es keine Altersbeschränkung für die Teilnahme an Olympischen Spielen gibt, und seit 1980 auch Profi-Sportler daran teilnehmen können, heutzutage noch ´die Jugend der Welt`, an welche der I.O.C.-Präsident bei einer Schlußfeier von Olympischen Spielen appelliert, „in vier Jahren wieder mit uns zusammen die nächsten Olympischen Spiele zu feiern“ ?
Tröger: Warum sollte es eine Altersbeschränkung geben? Voraussetzung für die Teilnahme an den Olympische Spielen ist die Qualifikation nach anerkannten Regeln und der Begriff Jugend der Welt, wie er bei der Gründung der Olympischen Spiele geschaffen worden, hat sich ja auch nicht auf ein Alterslimit bezogen.
O.R.: Wann hat nach Ihrer Ansicht die Olympische Bewegung der Neuzeit ihre politische Unschuld verloren ?
Tröger: Die Organisation des Sports und vor allem eine Veranstaltung mit einem öffentlichen globalen Wirkungsgrad, wie sich entwickelt hat, ist politisch im Sinne des Wortes. Die Abgrenzung zu anderen Bereichen der Politik bedarf der Definition in jedem Falle.
O.R.: Wie denken Sie über den Umstand, daß seit 1932 einer der Haupt-Sponsoren des I.O.C. ´Coca-Cola` ist, eine Firma, welche koffeinhaltige Limonade herstellt, die aufputscht und kurzzeitig Leistung fördern kann, ja will, angesichts der immer notwendigeren Bemühungen des I.O.C., weltweit gegen Doping vorgehen zu müssen.
Tröger: Es gibt keine Untersuchung und keine Definition, die Coca-Cola als Doping bezeichnet. Deshalb kann die Frage so nicht beantwortet werden.
O.R.: Ist Ihnen bekannt, daß und ob es seit den Olympischen Sommer-spielen in München 1972 ein ähnlich systematisches Informations- und Erziehungs-Programm für die Bevölkerung des betreffenden Landes im Vorfeld von Olympischen Spielen bis heute gegeben hat?
Tröger: Das lässt sich nicht umfassend und gemeinsam beantworten. Da ich selbst wiederholt der Evaluierungskommission und der Koordinations-kommission für verschiedene Olympische Spiele, Winter und Sommer, angehört habe, kann ich aber sagen, dass die Vorbereitungen in dem von uns besuchten und besprochenen Land zwar unterschiedlich waren, was natürlich auch mit der Infrastruktur zu tun hat. Aber in den meisten Ländern gab es die Vorbereitung unter der Bevölkerung soweit sie empfangsbereit waren, durchaus in dem Rahmen wie wir ihn auch vor München in Deutschland geschaffen haben.
O.R.: Welche Bedeutung hat für Sie heute noch die Deutsche Olympische Gesellschaft (D.O.G.), bzw. welchen Wert messen Sie ihr zu ?
Tröger: Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat ihre Bedeutung für die Verbreitung der Werte des Sports, vor allem im Zusammenhang mit Olympischen Spielen, nicht verloren. Sie darf aber nicht zur politischen Sportorganisation werden, wie das in letzter Zeit verschiedentlich versucht worden ist. Die D.O.G. lebt nicht von der Spitze, sondern sie muß die Arbeit an der Basis und vor allem in den Zweigstellen und regionalen Gliederungen weiterführen und verstärken. Daß die Zeitschrift ´Olympisches Feuer` nicht mehr erscheint, ist eine Katastrophe für den gesamten deutschen Sport.
Interviewer: Michael Hakenmüller; M.A.
(VDS)
Herbst 2019
in Zeitschrift ´Olympia in der Region`
der
Regionalgruppe Neckaralb
Deutsche Olympische Gesellschaft (D.O.G.), e.V.